Der Post von 1897
National-Zeitung, Universitätsbibliothek Basel, UBH Ztg.10

Der Post von 1897

Computer, Internet und Social Media gab es damals nicht. Öffentlichkeitsarbeit war trotzdem angesagt. Als Medium gab es nur die Zeitung. Diese berichtete ausführlich und in höchsten Tönen über die SMB.

National-Zeitung vom 27. Oktober 1897
„Der Basler Musikverein, die anerkannt beste Kapelle Basels, die aus Kunstfreunden sich zusammensetzt, feierte verflossenen Sonntag das Jubiläum seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens. Den einen Hauptteil der Feier bildete, wie es einem Musikverein geziemt, ein Konzert, und zwar ein im ernsten Stil gehaltenes, weshalb auch als Konzertraum unsere ehrwürdige Münsterkirche gewählt und von den zuständigen Behörden freundlichst bewilligt worden war. An reinen Instrumentalnummern trug der Musikverein vor:

1. Vorspiel zur Kantate „Die Schlacht bei St. Jakob” von E. Reiter. Es ist das eine sinnreiche Komposition, in welcher die imposante Choralmelodie „Nun danket alle Gott” und eine aufgeregte Schlachtenmusik mit einander abwechseln. Besonders der zweite Teil, in welchem beide Themata in enger Verschlingung durchgeführt sind, wirkt mit monumentaler Kraft. Der Musikverein, dem Stabe seines vorzüglichen Dirigenten, Herrn K. Scheu, folgend, spielte die Nummer mit tadelloser Exaktizität und hinreissender Gewalt.

2. Eriksgang und Krönungsmarsch aus der Oper „Die Folkunger”, von E. Kretschmer ; diese herrliche und für die Ausführung recht schwierige Komposition des grössten von den Jüngern Wagnerscher Schule, wurde in jeder Beziehung zur vollen Geltung gebracht.

3. “Simple aveu” von Fr. Thome und „Serenata” von G. Braga, zwei elegische Stücke, bewiesen die Gefühlswärme, mit welcher der Musikverein zu spielen versteht.

4. F. Mendelssohns Ouverture „Die Heimkehr aus der Fremde”, welche mit ihren kapriziösen Figuren hohe Anforderungen an das Können einer Musikkapelle stellt, legte gleichfalls Zeugnis ab für das ernste Studium und die schöne Veranlagung bei den Angehörigen des festfeiernden Vereins.

Ausserdem hatte der geschätzte Bariton-Sänger, Herr Paul Böpple, es gefälligst übernommen, zwei Solonummern zum Vortrag zu bringen, „Alles, was dein Gott dir giebt”, eine ernste und gefühlvolle Komposition von E Büchner über Friedrich Osers glaubensstarke Dichtung, und die Wermannschen „Seligpreisungen”. In beiden zeigte sich die besonders nach oben ausgiebige Stimme des Sängers, bei diskreter Orgelbegleitung, in glänzendstem Lichte, und seine Gesangskunst feierte neue Triumphe.

Die beiden Hauptnummern des Konzerts aber waren diejenigen, in denen das Orchester. vereint mit einem starken Männerchor, auftrat, welcher gebildet wurde durch die hiesigen Männergesangvereine „Basler Männerchor”, „Basler Liederkranz” und „Männerchor Breite”. Felix Dahn’s ergreifendes Gedicht „Der Gothen Todesgesang” hat durch die Tondichtung Schwalms eine wundervolle musikalische Interpretation gefunden; auf der bewegten Instrumentalbegleitung hebt sich der Männergesang in seinem schlichten, aber um so markigeren Unisono-Gang kraftvoll ab. Die Chöre sangen vorzüglich und die Instrumente folgten mit unentwegbarer Sicherheit der energischen Leitung. Zuletzt das wahrhaft klassische „Die Ehre Gottes aus der Natur” von Beethoven, war ein vollendetes Zusammenwirken von Menschenstimmen und Orchester zu einem erschütternd grossartigen Gesamteindruck.